AUSZUG CHRONIK FERNITZ

Chronik der ehemaligen Gemeinde Fernitz

 

Der aus dem Slawischen stammende Name Fernitz, welches eine Siedlung am „Föhrenbach“ bezeichnet, wurde von den mittelalterlichen Siedlern des 11. und 12. Jahrhunderts übernommen. Sie legten auf der erhöhten Murterrasse in kontinuierlichen Abständen planmäßig Dörfer an, die als ursprünglicher aribonischer Besitz anzusehen sind. Fernitz umfasste ursprünglich etwa 11 Höfe, das urkundlich um 1265 erstmals genannte Gnaning umfasste im Mittelalter 13 Höfe. In der Folge wurde der Besitz durch Schenkungen, Verkäufe und Tausch auf verschiedene Grundherren aufgeteilt, sodass zum Zeitpunkt der Aufhebung der Grundherrschaften (1848) in Fernitz nicht weniger als elf Grundherrschaften in Fernitz begütert waren. Fernitz zählte bis dahin zum Verwaltungsbereich der Grundherrschaft Liebenau, die auch die Gerichtsbarkeit über kleinere Delikte ausübte. Blutverbrechen unterlagen der Gerichtsbarkeit des Landgerichtes Eggenberg.

 

Die Gemeinde Fernitz besitzt Anteil an drei markanten geologischen Teilen. Anschließend an die Mur erstreckt sich der holozäne / alluviale Talboden, der durch die Murauen gekennzeichnet ist. Bis zur Regulierung des Flusses in den Jahren 1874 bis 1891 erstreckten sich beiderseits des Flusses zahlreiche Murarme und Auen mit reicher Vegetation. Die anschließende etwa entlang der Linie Grazerstraße – Murbergstraße verlaufende würmzeitliche Niederterrasse bot infolge ihrer erhöhten und vor Hochwasser weitgehend geschützten Lage bereits in vorgeschichtlicher Zeit gesicherte Siedlungsplätze.

Nach einem schmalen Rest einer etwas erhöhten Terrasse des Präwürm setzt sich nach Osten hin das geologisch den Gleisdorfer Schichten des Sarmat zugehörende Riedelland fort, als dessen erste Erhebung sich der bereits in der Kupferzeit besiedelte Buchkogel präsentiert. Auch auf dem an der östlichen Gemeindegrenze liegenden Hühnerberg lassen sich Spuren prähistorischer Besiedelung feststellen. In den ebenfalls zum Tertiär des inneralpinen Beckens zählenden Sandsteinen der Fernitzberge finden sich bemerkenswerte fossile Versteinerungen.

Vor- und frühgeschichtliche Besiedlung in Fernitz lässt sich bis hin zur Römerzeit belegen, am Ferbesbach bei der Volksschule lag einst eine römische Villa. Von den in Fernitz bestehenden römerzeitlichen Gräberfeldern zeugt u.a. der an der Enzelsdorfer Kapelle eingemauerte Grabstein des Cirpo, Sohn des Senius, und der Gattin Pameta für ihre Kinder; für Autoscutta und den Sohn Priscus.

 

Überregionale Bedeutung erlangte Fernitz erst durch das Aufkommen des Marienkultes im ausgehenden Mittelalter. Über die Entstehung einer Marienkapelle existieren keine Quellen, zumindest keine, welche die oft genannte Entstehung von 1150 bezeugen könnten. Möglich, dass eine Marienkapelle und die Marienverehrung auf Initiative des Zisterzienserstiftes Rein zurückgehen, denn bereits in einer Urkunde aus dem Jahre 1209 – es handelt sich um die urkundlich erste Nennung des Dorfes „Vorinze“ – wird das Kloster als Besitzer einer Hube genannt und noch 1395 besaßen die „grauen Mönche“ hier 5 Huben.

 

Die Entwicklung des ursprünglich stillen Dorfes zum Wallfahrtsort mit seinen Kirchweihfesten und Märkten bewirkte seit dem frühen 16. Jahrhundert einerseits die Entstehung bescheidener gewerblicher Betriebe (Gastwirte, Schmied, Fleischhauer etc.), andererseits die kontinuierliche Verlegung der Pfarrechte von Hausmannstätten nach Fernitz, wobei Hausmannstätten erst 1964 wieder zur selbständigen Pfarre erhoben wurde. Das mittelalterliche Dorf wahrte seinen Charakter im Grunde bis zum Jahre 1823, als ein Großteil der damals aus Holz errichteten und mit Stroh gedeckten Häuser einem Großbrand zum Opfer fiel. Mehrere landwirtschaftliche Höfe in Fernitz und Gnaning gehen ebenfalls auf das Mittelalter zurück, wenn auch die bestehende Bausubstanz vorwiegend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand. Als Hauptverkehrsweg diente bis ins 19. Jahrhundert die heutige Grazerstraße – Murbergstraße. Die Verbindung nach Hausmannstätten bestand lediglich als Feldweg und die Errichtung der ersten Murbrücke erfolgte 1863; hier bestand vorher lediglich eine Überfuhr nach Kalsdorf mittels Floß.

Die Gemeindeverwaltung von Fernitz initiierte und begleitete den wirtschaftlichen Aufschwung der Region durch die Schaffung geeigneter Bau- und Wohnflächen, durch bedeutende und ökologisch sinnvolle Investitionen in die kommunale Infrastruktur (Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Straßenbau), durch die Schaffung von Sozial- und Bildungseinrichtungen, die Unterstützung kultureller und sportlicher Aktivitäten, durch die Ortsbilderhaltung, den behutsamen Umgang mit ökologischen Ressourcen und Grünflächen, sowie durch die Förderung des besonders auf musikalischem Sektor regen Vereinslebens. Der Erzherzog – Johann – Park und die diversen Feste im Jahreslauf haben Bekanntheit weit über die Gemeindegrenzen hinaus erlangt. Fernitz bietet somit nicht nur den Einheimischen ein lebens- und liebenswertes Umfeld sondern hat sich auch als Naherholungsgebiet mit zahlreichen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu einem beliebten Ausflugsziel der Grazer entwickelt. 

Im Jahr 2000 wurde Fernitz mit dem Ortserneuerungspreis des Landes ausgezeichnet und in den Jahren 2004, 2008 und 2009 (50. Jubiläums-Landesblumenschmuckbewerb) jeweils zum schönsten Blumendorf der Steiermark gekürt. Das Jahr 2009 steht ganz im Zeichen des 800-Jahr-Jubiläums, welches mit der Auftaktveranstaltung am 11. Jänner bei -8° mit einem Geburtstagsfoto eingeläutet wurde. Der 800. Geburtstag seit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1209 wird an 4 großen Festwochenenden im Jahreslauf gebührend gefeiert und findet mit der Sylvester-Galanacht seinen krönenden Abschluss. HAPPY BIRTHDAY FERNITZ !!!

(Text: Mag. Ingo Mirsch, Graz)


 

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